Ein Jahrzehnt für mehr Bildungsgerechtigkeit - Anne Keilig im Gespräch
Bildquelle: startchancen.com
Das Startchancen-Programm des BMBF zählt zu den ambitioniertesten bildungspolitischen Vorhaben der letzten Jahre. Es ist nicht weniger als ein Systemwechsel geplant – hin zu mehr Chancengerechtigkeit und Leistungsfähigkeit an Deutschlands Schulen.
Beim Didacta-Format „7 Fragen – 7 Köpfe“ sprach Anne Keilig, Referatsleiterin Startchancen-Programm im Bundesministerium für Bildung und Forschung über die Ziele, Herausforderungen und nächsten Schritte des Programms.
Strukturelle Komplexität trifft auf große Ambitionen
Die administrative Umsetzung des Programms ist komplex. Die Beteiligung von Ländern, Kommunen und Schulen macht die Koordination anspruchsvoll. Parallel laufende Prozesse und hohe Fördervolumina stellen alle Beteiligten vor neue Herausforderungen.
Es war eine 1–2-jährige Aufbauphase von Anfang an eingeplant – um tragfähige Governance-Strukturen zu schaffen, Rollen zu klären und Grundlagen für die Steuerung zu legen.
Transparenz und Steuerung im Fokus
Für die effektive Steuerung wurde ein Lenkungskreis mit Vertreter:innen der Länder eingerichtet. Unterstützt wird dieser durch themenspezifische Arbeitsgruppen. Ab November 2025 werden erste Reports vorliegen. Ein öffentlich einsehbares Dashboard ist in Planung für 2026 und soll für Transparenz sorgen.
Zudem entsteht eine digitale Transferplattform, über die gute Praxisbeispiele und Materialien bundesweit zugänglich gemacht werden. Regelmäßige Statuskonferenzen mit Stakeholdern sollen den Austausch verstärken.
Drei zentrale Learnings aus der bisherigen Umsetzung:
1) Langfristigkeit verlangt vorausschauende Planung
Die Weichen für ein Jahrzehnt werden gestellt. Kurzfristiger Aktionismus hilft hier nicht weiter – sorgfältige Vorbereitung ist essenziell.
2) Schulaufsicht muss sich neu erfinden
Im Kontext der digitalen Transformation und neuen Steuerungsaufgaben muss sich auch die Rolle der Schulaufsicht weiterentwickeln.
Große Ziele brauchen realistische Wege
Der "Nordstern" bleibt die Verbesserung der Bildungsgerechtigkeit – der Weg dorthin führt über konkrete, umsetzbare Etappen.
Engagement und Beteiligung: Ein gemeinsamer Kraftakt
Die Umsetzung des Programms erfolgt mit großem Engagement auf allen Ebenen – von Ministerien über Schulträger bis hin zu den einzelnen Schulen. Die teilnehmenden Schulen übernehmen dabei eine Modellfunktion: Sie sollen systemische Best-Practice-Beispiele liefern, die skalierbar sind und auch über das Programm hinaus Wirkung entfalten.
Fazit: Bildungsgerechtigkeit braucht langen Atem – und starke Partner
Das Startchancen-Programm ist mehr als eine finanzielle Förderung – es ist ein Paradigmenwechsel. Es zielt auf echte, nachhaltige Veränderungen im Bildungssystem ab. Damit dies gelingt, braucht es Zeit, Struktur, Transparenz – und das Zusammenspiel aller Akteure. Die ersten Schritte sind gemacht – jetzt geht es darum, gemeinsam dran zu bleiben.