Bilanz nach einem Jahr Startchancen-Programm auf dem DSLK: Förderung, Schulbau, Lernbedingungen und neue Steuerungsstrukturen
Ein Jahr Startchancen-Programm – Aufbruch, Herausforderungen und Perspektiven
Seit dem offiziellen Start des Startchancen-Programms im November letzten Jahres ist viel in Bewegung geraten und zugleich steht das Programm noch am Anfang eines langfristigen Prozesses. Beim Deutschen Schulleiterkongress in Düsseldorf zog Anne Keilig Referatsleiterin Startchancen-Programm im BMBFSFJ eine Zwischenbilanz. Ihr Vortrag machte deutlich: Die Dynamik ist groß, der Anspruch hoch und die Komplexität ebenso.
Anne Keilig präsentiert beim Deutschen Schulleiterkongress in Düsseldorf die Zwischenbilanz zum Startchancen-Programm und spricht über Fortschritte, Herausforderungen und Perspektiven.
Status Quo: Wo stehen wir?
Formal befinden wir uns bereits im zweiten Programmjahr, obwohl auf vielen Ebenen weiterhin Aufbauarbeit geleistet wird. Für eine Laufzeit von rund zehn Jahren müssen die Strukturen jetzt so gestaltet werden, dass sie wirksam und tragfähig bleiben.
Mit dem Startchancen-Programm sollen bundesweit bis zu 4.000 Schulen unterstützt werden, insbesondere dort, wo Kinder und Jugendliche unter besonders herausfordernden Bedingungen lernen.
Zentrale Herausforderung: Komplexität und Parallelität
Der Vortrag machte deutlich, dass die Umsetzung des Programms von einer hohen Gleichzeitigkeit der Anforderungen geprägt ist. Viele Prozesse laufen parallel, während die Ausgangslagen der Schulen sehr unterschiedlich sind. Daraus entsteht ein struktureller Zielkonflikt: Einerseits sind gründliche Überlegungen, Abstimmungen und Entscheidungen notwendig. Andererseits wächst der Druck auf sichtbare Ergebnisse, auch politisch.
Die zentrale Herausforderung besteht darin, den Spagat zwischen Planen und Handeln zu meistern und dabei die Qualität der Umsetzung zu sichern.
Zusammenarbeit über Ebenen hinweg
Die Umsetzung des Programms ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Schulen tragen die Verantwortung vor Ort und füllen das Programm im Alltag mit Leben. Die Länder gestalten es länderspezifisch aus und setzen eigene Schwerpunkte. Die Kommunen sind entscheidende Akteure, insbesondere bei Infrastruktur, Schulbau und Kooperation vor Ort. Die wissenschaftliche Begleitung trägt dazu bei, das Programm lern- und evidenzbasiert weiterzuentwickeln.
Das Startchancen-Programm ist kein isoliertes Förderinstrument. Vielmehr bildet es zentrale Herausforderungen des Bildungssystems ab, nur in konzentrierter Form.
Erste Signale: Beteiligung und Dynamik
Ein zentrales Ergebnis des ersten Programmjahres ist die hohe Beteiligungsbereitschaft: Bereits 4.000 Schulen nehmen teil, und die anfängliche Sorge vor Stigmatisierung hat sich nicht bestätigt. Schulen wollen dabei sein, und die Länder ermöglichen zügige Einstiege in die Förderung.
Wissenschaft und Steuerung als Grundlage für Wirkung
Bereits im Oktober 2023 hat die wissenschaftliche Begleitung ihre Arbeit aufgenommen. Ein interdisziplinärer Forschungsverbund, der mit jährlich zehn Millionen Euro gefördert wird, unterstützt das Programm durch formative Evaluation – mit dem Ziel, steuerungsrelevantes Wissen für Bund und Länder bereitzustellen.
Parallel wurde eine Governance-Struktur aufgebaut: ein strategisch arbeitender Lenkungskreis, ein geschäftsführender Ausschuss sowie eine Bundländerarbeitsgruppe mit fachlicher Vertiefung durch Untergruppen. Ziel ist eine koordinierte und wirkungsorientierte Umsetzung, ohne unnötige Bürokratie.
Ein Möglichkeitsraum – mit Verantwortung und Mut
Das Startchancen-Programm ist als lernendes Programm angelegt. Anpassungen sind ausdrücklich vorgesehen und wurden bereits umgesetzt, etwa beim Berichtswesen. Der Anspruch besteht darin, die verschiedenen Programmelemente immer wieder miteinander zu verzahnen und dadurch Kohärenz zu schaffen.
Das Programm bietet die Chance, neue Formen der Zusammenarbeit zu erproben und die Grenzen dessen, was im Bildungssystem möglich erscheint, Schritt für Schritt zu verschieben. Dabei gilt es, ambitionierte Ziele nicht aus den Augen zu verlieren, aber realistisch zu bleiben und gemeinsam tragfähige Lösungen zu entwickeln.

